Die Sechzigerjahre werden befeuert vom Willen zur Emanzipation: Auf der einen Seite stehen Protestbewegungen, die vor allem der afroamerikanischen Minderheit der USA, aber auch den Frauen Hoffnung auf mehr Gleichberechtigung geben. Auf der anderen Seite beginnt das Zeitalter der Raumfahrt und anderer bahnbrechender technologischer Fortschritte. Man träumt von neuen Welten. Auch in Kunst und Design, Mode und Musik steht die Kreativität oft im Dienst der Emanzipation. Die Jugend ist naturgemäß der kulturelle Motor des Jahrzehnts. Einige typische Facetten des Jahres 1965 fächern wir Ihnen im Folgenden auf. Sie ergeben ein unvollständiges, aber lebendiges Bild:
1965 setzt sich ein kleines Kleidungsstück durch: Die Londoner Modedesignerin Mary Quant bringt den Minirock auf die Straße.
Die Männer-Frisur kennt Mitte der Sechzigerjahre nur ein Vorbild: den berühmten Pilzkopf, inspiriert von den Beatles. Im Juli erscheint „Help!“ – die legendäre Single der britischen Ausnahme-Band. 56.000 Fans hören John Lennons Band live im Shea Stadium, New York, um Hilfe rufen. Sie war bereits da – schließlich stand die Geschichte des Rock kurz vor ihrem weltweiten Siegeszug.
Musikalisch werden in diesem Jahr viele weitere Meilensteine gesetzt: Jim Morrison und Ray Manzarek gründen The Doors, die unter dem charismatischen Sänger Morrison zu einer der erfolgreichsten Bands überhaupt werden sollte. Bob Dylan’s „Like a rolling stone“ schießt an die Spitze der Charts – und bleibt bis heute einer der wichtigsten Songs in der Musikgeschichte.
Fortschritt, Revolte und Friedensbewegung
Während Ludwig Erhard als zweiter Bundeskanzler die noch junge BRD leitet, ist die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft durch die französische „Politik des leeren Stuhls“ faktisch lahmgelegt.
Die USA beginnen mit der Bombardierung Nordvietnams. 1965 ist das letzte Jahr, in dem noch eine knappe Mehrheit der US-Bevölkerung den Vietnamkrieg für gerechtfertigt hält. Doch schon bald nimmt innerhalb kürzester Zeit eine der bis heute größten Anti-Kriegs-Bewegungen Fahrt auf.
Rasant entwickeln sich auch die technischen Möglichkeiten: Als erster Mensch überhaupt steigt der russische Kosmonaut Alexei Archipowitsch Leonow aus seinem Raumschiff aus und schwebt schwerelos im All. Eine bahnbrechende Sensation in der Raumfahrt.
Muhammad Ali wird 1965 nach einem seiner spektakulärsten Kämpfe Weltmeister im Schwergewicht: Nach nur 105 Sekunden schlägt er seinen Gegner Sonny Liston mit dem legendären „Phantomschlag“ k. o.
Am 3. Dezember kommt die spätere Eisprinzessin Katarina Witt in der Nähe von Berlin zur Welt.