Das Jahr 1931 stand in Deutschland wirtschaftlich und politisch unter keinem guten Stern: Die Wirtschaftskrise hatte die Zahl der Arbeitslosen auf sechs Millionen anwachsen lassen und politisch begann in Deutschland der Niedergang. Doch erweitert man den Blick auf die Gebiete des kulturellen Lebens und über die deutschen Grenzen hinaus, ergibt sich ein farbenreicheres, erfreulicheres Bild:
Das kulturelle Leben in Deutschland gedeiht 1931 den ungünstigen Umständen zum Trotz, was sich an verschiedenen Beispielen illustrieren lässt: Mit dem Film „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ gelingt Fritz Lang und Thea von Harbou ein bis heute bewundertes Meisterwerk der Filmgeschichte. In der Rolle des „Hauptmann von Köpenick“ festigt Heinz Rühmann seinen Ruf als Komödien-Schauspieler. Der Schriftsteller Erich Kästner landet mit „Pünktchen und Anton“ einen Bestseller, der bis heute gern gelesen wird. Der Kinderroman inspirierte zwei Verfilmungen, eine Oper, ein Musical sowie diverse Bühnenfassungen.
Neue Marken, die nach wie vor einen nostalgischen, aber guten Ruf haben, ziehen in die Lebensmittelläden ein: „Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?“ und die Africola, der deutsche Gegenentwurf zur erfolgreichen US-Limonade, erblicken das Licht der Welt. Im Bergsport schaffen es Franz und Toni Schmid als Erste durch die Nordwand des Matterhorns. Es ist nicht überliefert, ob sie dabei Bluna im Rucksack hatten. Doch vor allem die Ingenieure wollen 1931 hoch hinaus. Das Unternehmen Dornier hatte ein von zwölf Motoren angetriebenes, übergroßes Luftboot konstruiert, das auf seinem Jungfernflug 1928 eine knappe Stunde lang mit mehr als 150 Personen über dem Bodensee kreiste: ein Passagierrekord für Flugzeuge, der erst 20 Jahre später überboten wurde. 1931 macht sich die Do X auf eine mehrmonatige Reise nach New York, wo sie am 27. August wohlbehalten ankommt. Das Luftschiff kann als Symbol der zunehmenden Eroberung des Luftraums für Transportzwecke gelten.
In New York hingegen wird der Luftraum von Skyscrapern weiter erobert. Das riesige Chrysler Building verliert den Titel „höchstes Gebäude der Stadt“ an das Empire State Building. Das ohne seinen Antennenaufbau 381 Meter hohe Art-déco-Gebäude verjüngt sich nach oben hin, was ihm die charakteristische, raketengleiche Form gibt. Nach nur 20 Monaten Bauzeit geht das riesige Bürogebäude in Betrieb.