Wir freuen uns, Ihnen eines der elegantesten und unprätentiösesten Möbelstücke aus der Werkstatt des Bauhauses vorstellen zu dürfen. Die Satztisch-Reihe B 9 und einige weitere Aktions-Ikonen von Marcel Breuer stehen für Sie in unseren ScDer Große Krieg liegt nun schon sieben Jahre zurück und das Jahr 1925 steht ganz im Zeichen großer Neuanfänge und Innovationen. In Genf ziehen die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich und die Volksrepublik China eine wichtige Lehre aus dem Ersten Weltkrieg und unterzeichnen das Genfer Protokoll zur Ächtung von chemischen und biologischen Waffen.
Zwei der großen US-amerikanischen Marken betreten das Rampenlicht: Die Chrysler Corp. und Caterpillar werden gegründet. Dem technischen Aufschwung der Industrienationen widmet sich das von Oskar von Miller geplante und 1925 in München eröffnete Deutsche Museum. Es ist bis heute das größte Wissenschafts- und Technikmuseum der Welt. Eine ebenfalls deutsche Erfindung wird die Fotografie zu einem Hobby für breite Bevölkerungsschichten werden lassen: Seit Leica mit der Leica 1 die erste Kamera für 35-mm-Filme produziert, steigt auch Zahl und Verbreitung von Urlaubsfotos und privater Fotokunst sprunghaft an.
Die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung hält mit den technischen Errungenschaften leicht mit. Der an Heuschnupfen leidende Werner Heisenberg sucht 1925 die Insel Helgoland auf, deren Bewohner von Pollen weitestgehend verschont sind. Dort findet er Zeit und Muße, die Physik von Grund auf zu revolutionieren: Seine quantenmechanische Atomphysik versetzt die Naturwissenschaften in einen belebenden Forschungsrausch.
Ähnliche Ekstasen schilderte auf ausgesprochen komische Art Charles Chaplin in seinem Film „Goldrausch“. Die Stummfilm-Kommödie macht sich über die Sucht nach Reichtum lustig und lässt den Helden am Ende etwas Besseres finden: die Liebe.
Eine ebenfalls tragikomische Geschichte wird 1925 posthum veröffentlicht. In „Das Schloss“ erzählt Kafka vom Landvermesser K., der in einem Dorf unter dem alles beherrschenden Schloss in die Mühlen einer undurchdringlichen Bürokratie gerät. Das Schloss selbst erreicht und versteht er nie.
Da hat Johnny Weismuller einen kürzeren Weg, über den er sein Ziel sogar ganz erstaunlich rasch erreicht: Er schwimmt mehr als 50 Weltrekorde, davon 1925 einen über 200 Meter Freistil. Berühmt wird er außerdem mit dem kurzen Satz „Ich Tarzan, du Jane“, den er als „Tarzan, der Affenmensch“ im gleichnamigen Hollywoodfilm sprechen darf. Auch als Jodler macht er sich für kurze Zeit einen Namen.
Ernsthafteren, aber nicht weniger populären Kunstformen widmet sich eine neuartige Wechselausstellung in München. Dort wird die „Abteilung Gewerbekunst“ im Bayerischen Nationalmuseum unter dem Titel „Neue Sammlung“ gegründet. Sie gehört zu den umfangreichsten Sammlungen für Produkt- und Industriedesign, daneben auch Grafikdesign und Kunsthandwerk. Seit 2014 ist sie eine Abteilung der Pinakothek der Moderne. 1925 beginnt „Design“ zu einer respektablen Größe der Kultur zu werden. Einen eminenten Einfluss auf diese Entwicklung hat das Bauhaus.
Nur wenige Künstler haben den Alltag der Menschen so nachhaltig geprägt wie die Gestalter des Bauhauses. In Architektur und Industriedesign vertreten sie eine Philosophie, die alle gestalterischen Fragen auch als soziale Fragen auffasst. Dieser hochaktuelle Anspruch wird schon 1925 von der politischen Rechten als bolschewistisch verunglimpft. Was wir heute in der Neuen Sammlung und anderen Museen als wegbereitende Produkte der Moderne bewahrt finden, trotzten die Designer ihrer Zeitgenossenschaft mit großer Entschlossenheit ab.