Umbrüche begleiten den Beginn der 80er-Jahre. Die Jugend spricht zu einem großen Teil eine neue, ungewohnte Sprache: Null Bock heißt die Devise statt Wirtschaftswunder. Die Ära der lässigen Schlaghosen aus „Hair“ ist vorbei. Nun entdecken immer mehr Menschen einen neuen Leistungswillen: Es gilt, schön und fit zu sein. Jane Fonda leitet mit Aerobic im Fernsehen die erste Fitness-Welle ein, Trimm-dich-Pfade machen Waldwege zu Trainingsstrecken. Die Hosenbeine werden sportlich schlanker, dafür gehen die Schultern der Jacketts und Blousons gepolstert in die Breite. Die 80er-Jahre sind in vielerlei Hinsicht eine Gegenbewegung zu den ausgelassenen, einem jugendlichen Befreiungsschlag gleichenden 70ern.
Der kalte Krieg bestimmt das politische Klima in Westeuropa. Die NATO stationiert 572 Atomsprengköpfe vor dem eisernen Vorhang, viele davon als Pershing-II-Raketen in Westdeutschland. Besorgte Bürger schließen sich der Friedensbewegung an, die in Ostermärschen und Friedensforen gegen die Logik nuklearer Vergeltung protestiert. Vier Millionen Menschen unterschreiben den Krefelder Appell „Der Atomtod bedroht uns alle – keine neuen Atomraketen in Europa“. Die Sängerin Nicole gewinnt mit dem zeitgemäßen Schlager „Ein bisschen Frieden“ den Eurovision Songcontest. Erfreulich genug: Die Weltmächte verhalten sich in Europa tatsächlich friedlich. Es beginnt eine Zeit des politischen Stillstands, in der sich hinter den Kulissen eine kaum für möglich gehaltene Umwälzung anbahnt: die Auflösung des Ostblocks und die Wiedervereinigung von BRD und DDR. Helmut Kohl wird 1982 Kanzler der Bundesrepublik Deutschland und bleibt es 16 Jahre lang, über den Fall der Mauer 1989 hinaus.
In der Welt der Technik kündigt sich eine weitere, die digitale Revolution an. Anfang 1982 wird der Commodore 64 auf der Winter Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt – von seinen Fans „Brotkasten“ genannt. Das TIME Magazine wählt den Computer zur Maschine des Jahres. Nur zwei Jahre später wird Apple mit dem Macintosh 128k den „Personal Computer der Herzen“ auf den Markt bringen. Ein Produkt, das im Museum of Modern Art noch heute zu bewundern ist. Und noch eine Herzens-Leistung wird bewundert: Zum ersten Mal lebt ein Patient mehr als 100 Tage lang mit einem künstlichen Herzen.
Ein kleiner, eher hässlicher Außerirdischer mit großen Augen und großem Heimweh stiehlt sich derweil in die Herzen der Kinobesucher. Steven Spielbergs E.T. berührt auch deshalb die Menschen und wird so zu einem gigantischen Erfolg, weil er wahre Erlebnisse des Regisseurs als Scheidungskind verarbeitet. Der Film kostete zehn Millionen Dollar und spielte 800 Millionen ein. Und er war der erste, der auf Videokassetten in großem Stil raubkopiert wurde. Ein angenehmerer Nebeneffekt dieser neuen Technologie: Im Kölnischen Kunstverein sieht das verblüffte Publikum erstmals Videokunst. In all dem kulturellen Aufbruch klingt 1982 anderes für immer aus: Mit Rainer Werner Fassbinder stirbt der Ahnvater des deutschen Autorenkinos. Medienwirksam geht auch eine Ära des Kinos zu Ende, als innerhalb weniger Monate Romy Schneider, Ingrid Bergmann und Grace Kelly sterben. Während diese drei strahlenden Diven des Showbusiness die Bühne für immer verlassen, betritt mit vornehmer Eleganz und Ruhe ein neuer Star die Welt der Showrooms. Ein formschöner, praktischer Begleiter für ungezählte Fans mit gehobenem Geschmack: Peter J. Lassens Montana.